Student report: Metropolia University HdM student

Schnee, Skifahren, Studieren – und am Ende kommt sogar die Sonne raus

Auslandssemester an der Metropolia University Helsinki im SS 2018, WI-Student, 6. Sem.
Im Sommersemester 2018 verbrachte ich fünf Monate an der Metropolia University in Helsinki – es war eine Erfahrung, die ich im Nachhinein nicht missen möchte. Die Erwartungen die ich hatte, wurden weitestgehend übertroffen. Nicht nur herrscht an der Hochschule in Helsinki ein sehr angenehmes und produktives Arbeitsklima, auch Land und Leute waren spannend zu entdecken.
Die Vorbereitung war zeitlich knapp bemessen. Da der akademische Kalender Finnlands den Beginn des Sommersemesters für Anfang Januar vorsieht, und ich bis Ende Dezember noch im Praxissemester war, hatte ich nur die Zeit zwischen den Weihnachtsfeiertagen und Neujahr, um meinen Umzug nach Helsinki zu planen und vorzubereiten. Die Immatrikulation und Wahl der Kurse war zu dieser Zeit natürlich schon erfolgt, zudem finde ich es klasse, dass keine Visa o. ä. beantragt werden müssen, selbst wenn man für volle fünf Monate ins Ausland geht. So konnte ich die wenigen Tage nutzen, um zu packen. Die Wahl meiner Kurse traf ich bereits im Oktober 2017, wobei mir die Wahl eines von zwei besonderen Studienprogrammen im Umfang von 20 ECTS gegeben wurde (Global ICT Business oder Supply Chain Management). Weitere ECTS waren durch eine Liste von Wahlkursen zu erbringen, man könnte theoretisch auch aus dem umfangreichen Vorlesungsverzeichnis der Fakultät Electronics Kurse wählen.
Die Zeit im Ausland begann mit zwei aufeinanderfolgen Orientation Days am 11. Und 12. Januar 2018. Hier wurden uns von den International Coordinators sehr viele ungemein hilfreiche Informationen gegeben: Angefangen bei Land und Leuten, finnischer Kultur, Besonderheiten im Lebensalltag, dem Wetter und den Jahreszeiten, über die Einrichtungen und Ausstattungen der Hochschule (Bibliothek, IT-Services, Mensa, Café, Studienbüro, Sport- und Fitnessangebote) bis hin zu psychologischen und sozialwissenschaftlichen Erkenntnissen zum Thema „Studium im Ausland“. Außerdem bekam jeder Exchange Student bereits im Vorfeld einen Tutor zugeteilt.  Mein Tutor holte mich am Anreisetag vom Flughafen ab, brachte mich bis zu meinem Apartment und war auch in den darauffolgenden Wochen immer erreichbar sowie bei diversen Einführungsveranstaltungen präsent. So fiel mir die Ankunft und das Zurechtfinden in einem neuen Land gleich viel leichter. Bei Pub Crawls, WG-Hangouts und Semester-Opening-Partys lernte man schnell finnische Studenten sowie andere Exchange Students kennen.
Meine Kurse fanden in Gruppen von maximal 20 Personen statt, was den Vorlesungen bzw. Übungen einen persönlichen Charakter verlieh. Die DozentInnen halten selten nur Vorträge, wesentlich öfter gibt es Gruppenarbeiten oder Diskussionen. Mir persönlich hat diese Art der Vorlesungsgestaltung sehr gut gefallen, mündliche Beiträge wurden gefordert und gefördert.  Als studentische Teams mit jeweils vier Personen führten wir größtenteils eigenverantwortlich ein Consulting-Projekt durch. Auch wenn wir im Vorfeld unseres Aufenthaltes darauf vorbereitet wurden, dass Finnen mitunter sehr verschlossen und reserviert sein können, ist mir das selten aufgefallen. Alle finnischen Kursteilnehmer waren sehr offen und hatten keinerlei Probleme damit, mich und andere Austauschstudenten in die Gruppe einzubinden. Insbesondere das Wechseln zu Englisch bereitete niemandem größeres Kopfzerbrechen, was ich aus Deutschland tatsächlich anders gewohnt bin. So war es also auch üblich, etwas mit den finnischen Kommilitonen zu unternehmen.
Den größten Teil der Freizeitgestaltung machten – vor allem bedingt durch die Wohnsituation – vornehmlich andere Erasmus-Studierende aus. Beispielsweise wohnte ich mit einem Niederländer und einem Thai zusammen, im gleichen Gebäudekomplex waren unter anderem auch noch französische, spanische, belgische, italienische sowie koreanische Studierende zuhause. Während der gemeinsamen Zeit wurden wir gute Freunde und fast jeden Abend der Woche traf man sich meist spontan in einer der WGs. Mit vielen von ihnen erkundete ich vor allem in den ersten Wochen ausgiebig Helsinki und Umgebung, oft begleitet von unseren Tutoren.
Eine der schönsten Freizeitbeschäftigungen war in den Wintermonaten das Skifahren, Finnland ist für Wintersport natürlich ideal. Viele studentische Organisationen organisieren Tagesausflüge, einer dieser führte mich nach Himos (ca. vier Stunden von Helsinki). Weiteres Winter-Highlight war ein einwöchiger Lappland-Trip in der vorlesungsfreien Woche Ende Februar: Hier konnte ich Schneeschuh-Wandern ausprobieren, eine Schlittenfahrt mit Huskies machen, im nördlichsten Skigebiet Europas Ski fahren, und, als größtes Highlight, an drei Abenden in Folge Nordlichter beobachten. Dieses beeindruckende Spektakel am Himmel werde ich nie vergessen. Zuletzt war man natürlich nicht wirklich in Finnland, bis man nicht eine finnische Sauna besucht hat. Nahezu jedes Haus besitzt eine eigene, so auch unser Studenten-Wohnheim. Man konnte diese ebenso wie die Waschmaschinen bequem über eine App buchen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass man trotz durchgängiger Temperaturen von unter -10 Grad (bis April/Mai) in Helsinki immer etwas geboten bekommt. Sei es ein Besuch des Riesenrads am Hafen, ein Tagesausflug auf der Insel Suomenlinna (UNESCO-Weltkulturerbe) oder ein Spaziergang durch den Kaivuohnen-Park – solange man sich warm genug anzieht, ist all das möglich. Auch sollte es einen nicht stören, dass die Sonne erst um 11 Uhr auf- und gegen 16 Uhr wieder untergeht. Man freut sich dann auf die verbleibenden Wochen im Mai, mit frühlingshaften Temperaturen um die 10 Grad (aber nun plus) und Sonnenstunden von 4 Uhr morgens bis Mitternacht. Den Kletterpark direkt um die Ecke des Campus Leppävaraa (im angrenzenden Wald, der sich auch ideal zum Langlaufen oder Joggen eignet) kann ich nur empfehlen.
 
Was uns WI-Studierenden hier geboten wird ist meiner Meinung außergewöhnlich und eine großartige Möglichkeit, sich nicht nur fachlich und persönlich weiter zu entwickeln, sondern auch internationale Kontakte zu knüpfen, die mitunter über die Grenzen Europas hinausgehen. Praktische Tipps für nachfolgende Studierende: Macht das Auslandssemester im Sommersemester! Wenn man von September bis Januar nach Finnland geht, erlebt man nur noch wenige Wochen Alibi-Sommer, bevor es sehr schnell sehr nass, kalt, grau und trüb wird. Im Sommersemester hat man bei der Ankunft einen knackig-kalten Winter, quasi Schnee-Garantie ab Februar bis Mai, und dann mit etwas Glück einige sonnige Wochen, die man größtenteils auf einer Picknickdecke in einem der vielen Parks in Helsinki verbringen kann. Inklusive Wappu, der Mega-Outdoor-Party am ersten Mai, wo jung und alt auf der zentralen Flaniermeile Esplanadi nochmal ihr finnisches Abitur feiern. So viele Menschen wie an diesem Tag sieht man sonst nie in der finnischen Hauptstadt!